Wolfgang Müller
Im Jahr 1957 wird Wolfgang Müller in der niedersächsischen Stadt Wolfsburg geboren. Heute lebt er in Berlin und zuweilen in Reykjavík.
Während seiner Schulzeit am Ratsgymnasium stellt er eine Sammlung von Spickzetteln seiner Mitschüler zusammen.
Von 1980 – 1985 studiert er an der Hochschule der Bildenden Künste Berlin im Bereich Grafik/Visuelle Kommunikation, 1986 stellt er seine Abschlussarbeit im Bereich Filmgestaltung bei Prof. Wolfgang Ramsbott vor: eine Show seiner 1980 gegründeten Gruppe Die Tödliche Doris.
1982 gibt Wolfgang Müller das Buch Geniale Dilletanten heraus. Ein Rechtschreibfehler wird zum Programm.
Im Jahr 1986 eröffnet er mit Ueli Etter das auf ein Jahr befristete Projekt Galerie Eisenbahnstraße in einem Keller der Berliner Manteuffelstraße.
Wolfgang Müller löst 1987 Die Tödliche Doris in italienischen Weißwein auf. Vino da tavola bianco wird Vernissagentränk und Exponat der Ausstellung vino da tavola bianco in der Berliner Galerie Swinger. Weitere sieben Jahre später gibt es Die Tödliche Doris als Weißen Burgunder aus Schweigen in der Galerie von Witzleben in Karlsruhe. Über den Auflösungsprozess erscheint ein Buch im Martin Schmitz Verlag.
1989 gibt er hörbar gemachte Ultraschalllaute einheimischer Fledermäuse auf der LP BAT heraus und zeigt gemalte Fledermaus-Oszillogramme in der Galerie Martin Schmitz in Kassel.
Island: Land ohne Eisenbahn ist Titel einer Ausstellung in der Galerie Swinger, die nach Wolfgang Müllers ersten Besuch Aufenthalt auf der Polarinsel entsteht.
1991 wandeln Wolfgang Müller, Nikolaus Utermöhlen und Käthe Kruse die Garderobe und Requisiten aus den Shows von Die Tödliche Doris in Kunstobjekte um. Lampe Slip und Sesselgruppe Kleid werden in der Galerie Tröster & Schlüter in Frankfurt, der Galerie von Witzleben in Karlsruhe und der Kunsthalle Bremerhaven gezeigt.
Mit Tusche aus Kobalt(II)-chlorid zeichnet Wolfgang Müller über 47 sympathetische Tintenzeichnungen, die erstmals 1992 im Goethe-Institut in Oslo und im Kunstnercenter Molde 1997 gezeigt werden. Eine Serie der zarten Zeichnungen, die im Laufe der Zeit verschwinden werden, befindet sich in der Sammlung der Deutschen Bank in Frankfurt.
Im Jahr 1994 behauptet die Autorin Claudia Schandt in die tageszeitung Wolfgang Müller würde Blaumeisen für italienische Feinkostgeschäfte züchten. Als Medienopfer wird er in der bekannten deutschen Talkshow Fliege vorgestellt.
Gemeinsam mit Nan Goldin stellt er eine Ausstellung zum Thema Blaumeise: blue tit zusammen und beginnt fortan in Deutschland und Island Material für sein Buch BLUE TIT – das deutsch-isländische Blaumeisenbuch (erschienen 1998) zu sammeln.
Bei seiner Recherche in Island lernt Wolfgang Müller 1995 den Isländer Úlfur Hróðólfsson kennen, der ihm beweist, daß es auf Island doch eine Eisenbahn gibt.
Erstmalig treten Wolfgang Müller und Úlfur Hróðólfsson 1995 zusammen in der Ausstellung parus caeruleus in Erscheinung, deren Exponate in Krakau, Hamburg, Kassel und Reykjavík gezeigt werden.
Für das Werk Hringur stellt das Institut für Vogelforschung Wilhelmshaven/Vogelwarte Helgoland Wolfgang Müller die Vogelringnummern 252 451 bis 252 473 (Ringgröße 2) zur Verfügung. Mit diesen fortlaufend numerierten Ringen werden von Ornithologen Rallenreiher, Krähenscharbe, Auerhuhn und Zwerggans beringt. Die entsprechenden Originale aus Aluminium wurden von der Vogelwarte vernichtet. Die originalgetreuen Kopien aus Sterling Silber können Sie als Werk von Wolfgang Müller am Finger tragen.
Die Krise entsteht 1997 und wird erstmals in der Hamburger Galerie Andreas Schlüter ausgestellt. Seit 2001 steht das Objekt in der Wohnung eines Kunstsammlers in Neapel. Für die Musikgruppe Stereo Total schreibt Wolfgang Müller einen gleichnamigen Titel, der auf ihrer CD My Melody zu hören ist.
1997 ruft Wolfgang Müller den Schöneberger Elfenrundgang ins Leben. Als Elfenexperte wird er in zahlreiche deutsche Talkshows eingeladen. Daraus entsteht das Video Wolfgang Müller zu Gast bei… , das erstmals am 11. November 2000 im Alten Hauptzollamt des Museum für Moderne Kunst in Frankfurt/M gezeigt wird.
Im gleichen Jahr konzipiert und moderiert er die 12-teilige Reihe Elfenkongreß und anschließend die 12-teilige Show Wolfgang Müller’s Kunst- und Meisencafé in der Berliner Volksbühne.
Die Zentrale des Goethe-Instituts schließt im März 1998 ihre einzige Niederlassung in Island. Kurz darauf, im August des Jahres eröffnet Wolfgang Müller mit Ásta Ólafsdóttir im Nýlistasafnið das weltweit erste private Goethe Institut in Reykjavík. Die Zentrale des Goethe-Institutes begrüsst die Institutsneugründung :“Wir finden das Projekt originell. Schön, daß jemand mit den Mitteln der Kunst auf ein politisches Problem aufmerksam macht.“ so Dr. Stephan Wackwitz, Pressesprecher des Goethe-Institut in der HNA 11.8.1998.
Im März 2001 droht die Rechtsabteilung des Goethe-Institutes mit Schadensersatzforderungen, hohen Strafgeldern und rechtlichen Schritten, wenn Wolfgang Müller weiterhin behaupten würde, er betriebe ein privates Goethe-Institut.
Um das unter finanziellen Engpässen leidende Goethe-Institut nicht mit einem Prozess gegen ihn zu belasten, entschließt sich Wolfgang Müller zur Umbenennung des Projektes in „Walther von Goethe Foundation Reykjavík“. Der isländische Botschafter Ingimundur Sigfusson eröffnet am 11. Mai 2001 mit einer Ansprache die erste Zweigstelle der nach dem Enkel Goethes benannten Foundation im Frisör BEIGE in der Berliner Auguststraße.
Für den Bayerischen Rundfunk schreibt und produziert er das Hörspiel Thrymlied (1996), in dem er die Laute des ausgestorbenen Riesenalken rekonstruiert und den Vierteiler Das Echo ist der Zwerge Sprache (1999), die Beschreibung einer Fahrt durch Island mit der unsichtbaren Elfeneisenbahn.
Schließlich präsentiert Wolfgang Müller im Prater der Berliner Volksbühne 1998 die Musik der Tödlichen Doris einem gehörlosen Publikum: Die Tödliche Doris in gebärdensprachlicher Gestaltung. Sie wird vorgetragen von den Gebärdensprachdolmetscherinnen Dina Tabbert und Andrea Schulz.
Für die Ausstellung Der (im)perfekte Mensch beauftragt ihn das Deutsche Hygiene-Museum in Dresden mit der Konzipierung und Realisierung des Videos „ósýnilegur – Huldamanna saga & Die ungleichen Kinder Evas in isländischer und deutscher Gebärdensprache und Deafly Doris.“
Im letzten Monat des Jahres 2000 erscheint ihm während eines Traumes die Chefredakteurin der Elfenpost und erteilt ihm die Genehmigung eine Ausgabe ihrer unsichtbaren Zeitung sichtbar zu machen. Die Elfenpost Nr.2.633.120 liegt am 23. Dezember 2000 der tageszeitung (taz) bei.
Die Walther von Goethe Foundation veranstaltet im April 2002 „Die große Stimmgabelshow“ im Haus der Berliner Festwochen und eine täglich durch Berlin führende Busreise mit dem Titel „Isländische Reise“. Reisebegleiter Jón Bjarni Atlason erarbeitet die Erstübersetzung von J. W. von Goethes Werk „Der Versuch die Metamorphose der Pflanzen zu erklären“ (Gotha 1790) ins Isländische.
Das zweisprachige Buch erscheint im Oktober 2002 in der neuen Reihe „Schriften der Walther von Goethe Foundation“ und wird im Nýlistafn/Living Art Museum, Reykjavík in Wolfgang Müllers Ausstellung „Brutblatt“ (Kalanchoe pinnata) vorgestellt.
Eine anschließende Reise nach Italien führt an den Ort, an dem Goethe die Urpflanze suchte. Im „Büro Neapel“ wird Wolfgang Müllers Bronzeskulptur Gnocco per cinciallegre (Meisenknödel) in der Ausstellung „Neapel während meiner Abwesenheit“ gezeigt.
Die Hamburger Galerie Dörrie * Priess zeigt im März 2003 unter dem Titel MÜLL eine Auswahl von Wolfgang Müllers Werken, die in den letzten zwanzig Jahren entstanden sind. Im November erscheint die CD Mit Wittgenstein in Krisuvik.
Im Jahr 2004 veröffentlicht die Walther von Goethe Foundation Hieronymus Megisers Werk „Neue Nordwelt“ (Leipzig 1613), die den ersten deutschen Reisebericht über Island nach eigener Anschauung und die erste Übersetzung der Reise der Brüder Zeni auf die Phantominsel Frisland enthält. Im Podewil Berlin erklingen die Gesänge der Stare der norwegischen Insel Hjertøya, die seit den 30er Jahren Kurt Schwitters Ursonate imitieren.
Zurück von einer Werkpräsentation in Buenos Aires im Dezember 2005 stellt Wolfgang Müller für den Bayerischen Rundfunk ein Dieter Roth Orchester zusammen, in dem Andreas Dorau, Khan, Namosh, Stereo Total, Mutter, Mouse on Mars, Trabant, Ghostigital und er Texte des Künstlers popmusikalisch vertonen.
Das Buch „Neues von der Elfenfront – Die Wahrheit über Island“ erscheint im September 2007 in der Edition Suhrkamp. Eine gleichnamige Ausstellung mit Wolfgang Müllers Objekten, Skulpturen und Tunkbildern eröffnet der isländische Botschafter Ólafur Davidsson in der Galerie Dörrie * Priess in Berlin am 5. November 2007.
Im Jahr darauf nimmt er die Séance Vocibus Avium auf. Hier macht Wolfgang Müller die Laute elf ausgestorbener Vogelarten wieder hörbar. Séance Vocibus Avium erhält den Karl-Sczuka-Preis 2009.
Anschließend wendet er sich der Künstlerin Valeska Gert (1892-1978) zu, die in den 1920er Jahren die Pause tanzt.
„Valeska Gert. Ästhetik der Präsenzen“ lautet der Titel des Buches, welches aus dieser Auseinandersetzung entsteht. Daraus entwickelt sich eine erste Ausstellung über die Kunst dieser Künstlerin. Zusammen mit An Paenhuysen kuratiert Wolfgang Müller die Ausstellung „PAUSE. Valeska Gert: Bewegte Fragmente“, die von September 2010 bis Februar 2011 im Hamburger Bahnhof – Museum der Gegenwart in Berlin läuft.
Die Pause inspirierte ihn zum Stopp seiner Biographie auf unbestimmte Zeit.