Units für Stare zum Lehren von Tonfolgen

Versuchanordnung an verschiedenen Orten im Stadtgebiet

Die fünf Units erinnern optisch an Nistkästen und verfügen wie diese über eine Sitzstange. Setzt sich ein Vogel darauf, löst er damit eine Klangfolge aus, die von einem Lichtspiel aus verschiedenfarbenen LEDs begleitet wird. Die Funktionsweise und der Einsatz dieser Elemente ist an Erkenntnisse der Bioakustik angelehnt, in der das Hören, Imitieren und Rezitieren von Klängen der Umwelt bei Singvögeln erforscht wird. Worauf ich in meiner Beobachtung verzichte, sind die kontrollierten Bedingungen, durch die eine solche Versuchsanordnung zu wissenschaftlich relevanten Ergebnissen führen könnte. Die Installation stellt ein Angebot an die wild lebenden Vögel dar, ihr Gesangsrepertoire zu bereichern. Tilman Küntzel seit 2003

Stare singen Kurt Schwitters

von Wolfgang Müller auf der norwegischen Insel Hjertøya im Moldefjord c Wolfgang Müller

(…) Gewisse Ähnlichkeiten zur Ursonate von Kurt Schwitters sind nicht von der Hand zu weisen, wenngleich der zündende Funke zur Entstehung dieses Kunstwerks ja laut offizieller Kunstgeschichte von Raoul Hausmanns Vortrag des dadaistischen Plakatgedichts fmsbwtözäupggiv?mü im Jahr 1921 gekommen sein soll. Mir dagegen erscheint es nicht unwahrscheinlich, daß ein Künstler wie Schwitters die weitverbreiteten Silbennotationen aus ornithologischen Werken gekannt und in modifizierter Form adaptiert hat.
Auf jeden Fall hat ein anderer, sehr imitationsbegabter Vogel seinerseits die Ursonate von Schwitters übernommen und wiederum in seinen Gesang integriert. Es handelt sich um den Star (sturnus vulgaris), genauer: um die Stare auf der kleinen norwegischen Insel Hjertøya im Moldefjörd, auf der Schwitters von 1932 bis zu seiner Flucht aus Norwegen jeden Sommer mehrere Monate verbrachte. Dort lebte er in einem winzigen Haus mit Frau Helma und Sohn Ernst. Bei meinem Besuch auf der Insel im Jahr 1997 entdeckte ich dieses überraschende Phänomen. Und da es auch Berichte von Augenzeugen gibt, die Schwitters‘ Begeisterung für das Rezitieren im Freien bestätigen, verstärkte sich meine Vermutung. So äußerte sich der mit dem Künstler eng befreundete Dadaist Hans Arp über eine solche Situation: „In der Krone einer alten Kiefer am Strand von Wyk auf Föhr hörte ich Schwitters jeden Morgen seine Lautsonate üben. Er zischte, sauste, zirpte, flötete, gurrte, buchstabierte.“ (…)

Stare in einem Berliner Hinterhof

von Melanie Uerlings Berlin-Prenzlauerberg 2003

Die Berliner Musikwissenschaftlerin Melanie Uerlings berichtete von Staren in einem Rankgewächs an ihrem Haus: „die klingen zum Teil ganz unnatürlich und menschlich und es hört sich an, als ob jeder Star nach seiner Manier singt, der eine pfeift, der eine möwt, der andre macht kuckuck und einer scheint ständig zu niesen und zu husten, sehr merkwürdig…“