Recording Angels
Cheep Imitations for Stroh Violin & Serinette, with Self-Made Recordings played on Phonographs and Gramophones.
Martin Riches (Serinette),
Aleksander Kolkowski (Stroh Violine)
24. Sept. 2004, Märkisches Museum, Automatophone Raum
Eng. Cheep = “piepsen”. With acknowlegment to J. Cage.
UA, A. Kolkowski 2004
A concert utilising some of the superbly maintained, historic music reproduction machines from the Markisches Museum’s unique collection.
Pioneer recordings of wild and captive birds will be played back on original, mechanical-acoustic equipment. Also to be heard are new recordings (made this summer) of starlings & other birds from my own garden in the London suburb of Chiswick. These I have inscribed onto wax cylinders & 78 rpm lacquer discs, so that they may be played on the very same machines.
Central to the concert is a new work for Stroh violin and Serinette. Entitled Cheep Imitation, it consists entirely of fragmented birdsong transcribed from these recordings.
The Serinette (Vogelorgel), a machine to train birds to sing, is the 18th century forerunner to the phonograph. The Stroh violin (Trichtergeige) was patented in 1899 by J.M.A. Stroh, and is the first musical instrument designed for recording. It was widely used in the early acoustic phonograph and gramophone recording studios until the advent of electrical recording in the mid 1920s.
A. Kolkowski, June, 2004
Eine Reise in die Zeit der ersten Aufnahme- und Wiedergabetechniken unternehmen Aleksander Kolkowski und Martin Riches in dem Projekt Recording Angels.
In „Mechanical Landscape with Bird“ faszinierten sie ihr Publikum in den Sophiensaelen mit einer Vorführung von Serinette (Vogel-Orgel), Grammophonen und einem rotierendem Streichquartett, die ihr musikalisches Zwiegespräch mit singenden Kanarienvögeln führten.
Lebende Vögel werden diesmal nicht auftreten. Die Verwendung von Grammophonen, Serinetten und anderen Instrumentarien des Automatophone-Raums im Märkischen Museum könnte jedoch nicht besser den Einfluss des Vogelgesangs auf die (musikalische) Aufnahmetechnik dokumentieren.
Die Serinette (frz. serin = Zeisig) oder Vogel-Orgel ist eine kleine Handorgel, die zu Beginn des 18. Jahrhunderts gebaut wurde, um Singvögel abzurichten. Eine typische Vogel-Orgel hatte 10 Pfeifen, die in hoher Tonlage einfache, aktuelle populäre Melodien wiedergaben, die aber auch in der Lage waren, die damals üblichen reichen musikalischen Verzierungen zu reproduzieren. Die Musik wird mittels Stiften und Brücken auf einer Walze notiert, die auf einer beweglichen Kurbelwelle ruht. Martin Riches konstruierte von 2003 bis 2004 einen erweiterten Nachbau einer Serinette, bei dem ein dreidimensionales Musikband die polyphone Klangerzeugung auslöst.
Historisch betrachtet ist die Serinette ein Vorläufer des Phonographen, dem ersten Gerät, das Klang aufzeichnen konnte, und dessen Erfindung Thomas A. Edison (1877) zugeschrieben wird. Das Funktionsprinzip war jedoch schon Jahre vorher bekannt. Wie die Serinette besaß auch der Phonograph eine handbetriebene Drehwalze. Edison betrachtete den Apparat als geeignet für geschäftliche Diktate oder für den Einsatz in der Telegrafie. Vogelzüchter erkannten jedoch schon früh, wie nützlich die neue Tontechnik zur Abrichtung ihrer eigenen Vögel sein konnte. Die früheste bekannte Tonaufzeichnung freier Natur gibt eine Vogelstimme wieder. 1889 wurde sie von Ludwig Koch mit Hilfe einer Wachswalze und eines Edisonschen Phonographen angefertigt.
Diana Keppler, Juni 2004