Stimmenimitation bei Staren

Anrew M. Hindmarsch
Edward Grey Institute of Field Ornithology, Oxford, England

Für seine Doktorarbeit hat Hindmarsch eine Feldforschung zur Stimmenimitation bei Staren durchgeführt. Dafür hat er zwischen dem 16. und 26. April 1982 und zwischen dem 6. und 24. April 1983 auf Fair Isle Tonbandaufnahmen von männlichen Staren gemacht. (1982: 150 Min. von 11 Individuen, und 1983 580 Minuten von 24 Individuen).
Fair Isle ist eine kleine, ca. 3 Quadratmeilen große Insel, ca. 25 Meilen südlich von den Shetland Inseln gelegen. Die Flora und Fauna ist eine Mischung aus kultiviertem Ackerland und Grass-, bzw. Moorlandschaft mit sehr wenig Bäumen und Buschwerk. Die Insel weist eine Population von ca. 150 Paaren Stare auf, die im Frühling und Herbst durch Zugvögel aus England kommend zunimmt. Die größte Sing-Aktivität findet im April statt.
Neben Nachahmungen von anderer Spezies von Wildvögeln wurden auch Nachahmungen von Zuchtgeflügel, Schafen und einem Hundegebell registriert, die jedoch in dieser Untersuchung keinen Einlass gefunden haben. 1983 wurden von 15 Staren 30 verschiedenartige Imitationen registriert, von denen 239 Variationen aufgenommen werden konnten. Korrespondierend dazu waren es 1982 23 Rufe und 77 Variationen von sechs Staren (wegen dem geringeren Umfang der Aufnahmen).

a) „kleep“ vom Austernfischer und b) Nachahmung vom Star
hindm_curlew1hindm_curlew2

1. Die meisten beteiligten Spezies sind Küstenvögel (13 von 18, obwohl  Küstenvögel auf der Insel normalerweise nur 27% darstellen).
2. Viele der involvierten Spezies kommen in großer Zahl auf der Insel vor.
3. Viele der involvierten Lieder und Rufe sind von einfacher Struktur, wie die der Stelzenvögel und Flussregenpfeifer und Brachvögel.

c) „toolee“ vom Flussregenpfeifer und d) Nachahmung vom Star
hindm_curlew3hindm_curlew4

Um den Assoziationsgehalt der Imitationen von Rufstruktur zu testen wurden die Sonogramme der Fair Isle Spezies in drei Strukturskalen klassifiziert.
1. Frequenzstruktur;
2. Amplitudenmodulation;
3. Frequenzmodulation
Die gewonnene Erkentnisse aus der Analyse der Sonogramme lautet, dass Stare nachweislich klare Tonhöhen mit einer einfachen Frequenzstruktur nachahmen.

c) „peeawee“ vom Kiebitz und Nachahmung vom Star
hindm5hindm6

Die Untersuchung zeigt, dass Stare eine Vielzahl von Spezies nachahmen und dass das nachgeahmte Repertoir höchst variabel gestaltet wird. Große Population einer Spezies und Rufe mit einfacher Frequenzstruktur und geringer Amplitudenmodulation werden vorzugsweise imitiert. Es gibt lokale Dialekte in Nachahmungsvarianten.

d) Gesang eines Brachvogel und Nachahmung vom Star
hindm7hindm8

Stare sind durchschnittliche Imitatoren (Starlings are intermediate in the range of mimics). Ein Extrem sind solche Spezies, die nur gelegentlich imitieren wie ein isoliertes Individuum das ein „falsches“ Lied singt. Das Annahme von Vorlieben der Stare für bestimmte Typen von Klängen ist aber zu vernachlässigen. Ein offensichtliches Modell ist, wie gesagt, das Klänge mit einfacher Struktur wie der charakteristische abfallende Pfeifton, der bei Staren oft zu finden ist. Wenn dem so ist, sind Hypothese 2, 3 und 4 ausgeschlossen. Wenn die Vorahnung, dass leicht zu erlernende Rufe vorzugsweise imitiert werden, korrekt ist, dann möge die Tatsache die Fehler Hypothese bestärken. Auf der anderen Seite gibt es Hinweise, dass das Singen der Stare bei der Paarungszeit zunimmt, was die Vermutung nahe legt, dass die Funktion des Gesangs mit dem Atrahieren des Partners in Zusammenhang steht. Wenn dem so ist, könnte ein großes Repertoir ein Vorteil darstellen und die sexual Hyothese könnte greifen.
Resume: beide, die sexuelle Auswahl Hypothese und die Fehler lernen Hypothese sind beständig durch die verfügbaren Daten.

e) „teu-hu“ eines Rotschenkel und Nachahmung vim Star
hindm9hindm10

Geographische Variationen.
Stare lernen Gesänge von anderen Staren. Zuzüglern lernen lokale Dialekte von bereits Ansässigen Brutpaaren. Wenn ein Paar sich an einem anderen Brutplatz niederlässt, erlernen sie den dortigen Dialekt. Stare lernen neue Gesänge bis zum Alter von zwei Jahren. Demnach lernen sie solange sie auch brüten.

f) „chee-op“ eines Sperlings und Nachahmung vom Star
hindm11hindm12

Schlussfolgerung:
Die ausgeführte Untersuchungen legen nahe, dass die imitierten Gesänge nur häufig vorkommende Klangelemente sind, die sich in der unmittelbaren Umgebung finden. Imitationen sind nicht aus bestimmten Quellen der Umgebung ausgewählt. Imitationen sind vorwiegend von anderen Staren übernommen. Diese Tatsache wird unterstützt durch die Beobachtung, dass Imitationen in den Gesängen nicht anders behandelt werden als andere Laute des Gesangs. Imitierte Elemente sind eingestreut zwischen den charakteristischen Starlauten. Die Hauptaussage ist, dass das Verstehen von Imitationen der Stare nicht zu trennen ist von dem Verstehen des Rests des Gesanges.

Zusammenfassung:
Stare imitieren eine Vielfalt von Vogelarten und haben ein Repertoir von etwa 15 – 20 unterschiedlichen Nachahmungen. Sie imitieren auch andere Laute neben denen von wilden Vögeln. Die Rufe von häufigen Vogelarten, Rufe die eine einfache Frequenzstruktur haben, sowie Rufe die kaum Lautvolumenmodulationen zeigen, werden vorzugsweise imitiert. Es gibt ortsbezogene Dialekte in imitierten Lauten.
Diese Ergebnisse werden in Bezug auf mögliche funktionelle Erklärungen stimmlicher Angleichung diskutiert. Erklärungen, die die Täuschung anderer Vögel hineinbeziehen werden abgelehnt. Es ergibt sich, dass stimmliche Angleichung wahrscheinlich nicht als grundsätzlich verschieden von dem übrigen Gesang der Stare zu verstehen ist.

a) „courli“ eines Brachvogel und b) Nachahmung eines Star
curlew1hindm_curlew2

c) Variation 1 der Nachahmung Brachvogel, d) Variation 2 der Nachahmung Brachvogel
curlew3hindm_curlew4

e) Variation 3 der Nachahmung Brachvogel, f) Variation 4 der Nachahmung Brachvogel
hindm_curlew5hindm_curlew6

g) Variation 5 der Nachahmung Brachvogel
hindm_curlew7