Variant

Manfred Kroboth

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In seinem Buch Vom Musikalisch-Schönen: ein Beitrag zur Revision der Ästhetik der Tonkunst (Leipzig 1854) schrieb der österreichische Musikwissenschaftler Eduard Hanslick:

„Kein Komponist war je in der Lage, natürliche Klänge direkt für ein großes musikalisches Werk zu verwenden. Alle Klänge aus der Natur dieser Erde zusammengenommen, können kein musikalisches Thema erzeugen, denn sie sind keine Musik“
und
„Haben all diese murmelnden, quietschenden und krachenden Geräusche irgend etwas zu tun mit dem Charakter von Musik? Wir müssen dies mit nein beantworten. All diese natürlichen Geräusche sind nichts als Vibrationen der Luft mit unbestimmbaren Tonhöhen.“

Bereits zu Hanslicks Zeit existierte eine Reihe musikalischer Werke, in denen Naturgeräusche, insbesondere Vogelstimmen verwendet wurden. Jedoch war es bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts nicht möglich (von wenigen Ausnahmen abgesehen), diese Geräusche direkt zu verwenden, sie wurden durch Musikinstrumente imitiert.
Stare sind bekannt dafür, daß sie Geräusche oder Melodien nachahmen können. Bei der Arbeit variant imitiert ein Computersystem den Gesang der Stare. Mit einem Mikrophon wird der Gesang aufgenommen und durch den „variant“ in Midi-Signale umgesetzt und als Instrumentenklänge wiedergegeben. Dabei werden die aufgenommenen Melodien wiederholt und, wenn es keinen neuen Input gibt, nach klassischen Prinzipien der Kompositionslehre variiert. Auf diese Weise entsteht ein endloses Konzert. Die sich auf diese Weise entwickelnde Musik kann, wenn sie über Lautsprecher wieder nach außen gegeben wird, von Staren aufgegriffen und wiederum variiert werden und so den Kreis schließen.

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